Julia Kruse, Literaturwissenschaftlerin

 

 

 

Rezension zum Hörbuch „Durch sieben Wälder musst ich gehen“

 

Texte und Vortrag: Eckhard Ertxleben

 

Komposition, Gesang, Gitarre: Thomas Stein

 

Moderation: Anja Heinze 

 

 

 

Lyrik und Musik sind zwei unverzichtbare Wegbegleiter durch das menschliche Leben. Im Hörbuch „Durch sieben Wälder musst ich gehen“, gelesen und geschrieben von Eckhard Erxleben, kommen Lyrik und Musik wieder zusammen. Die Gedichte, die zunächst genauso ruhig wie die Stimme des Vorlesers daherkommen, erzählen nicht nur von der Kraft der Klänge und der Beziehung des lyrischen Ichs zur Musik, sondern werden von Lichtung zu Lichtung wandernd immer wieder auch von einem musikalischen Intermezzo durch Thomas Stein bestätigt.

 

Der Tangermünder Liedermacher schreibt und vertont seit jeher selbst Gedichte. Diese Verbindung spiegelt sich auch in den Liedern wider, die auf sagenhafte Art und Weise den Inhalt der Texte umspielen. Die Gitarrenklänge, denen manchmal schon fast etwas Germanisches anhaftet, also die magische Wirkung der Musik, die  geheimnisvolle Einladung zum kultischen Tanz, die rhythmische Beziehung zum Alltagsleben und die den Klängen innewohnende Verführung zum Sprechgesang. All das bekräftigt die Verbindung des lyrischen Ichs zur dörflichen Heimat, zur Natur und letztlich zum Leben selbst.

 

Doch nicht nur die musikalische Gestaltung zeigt etwas Ursprüngliches; auch der altmärkische Dialekt Erxlebens, der hin und wieder durchschimmert, führt den heimatlichen Verweis auf die Herkunft des gebürtigen Schorstedters mit sich und verleiht den Texten letztlich ihre Authentizität. Eingefleischte Altmärker werden sich hier wiederfinden, weggezogene Altmärker können sich wieder ein Stück alte Heimat in die neue holen, aber auch Nicht-Altmärker werden dazu eingeladen, in die Ruhe und Schönheit der besungenen Natur einzutauchen.

 

Während Steins Gesang beim Lied „Norwegische Birke“ an alte Zeiten erinnert, als die Natur noch von heidnischen Naturgöttern beherrscht wurde, lässt Erxleben die Natur durch sprachliche Bilder, Reime und Wortspiele erklingen und aufleben. Musik und Lyrik bilden so eine Symbiose, die ein Stück Natur ins Wohnzimmer bringt, zum Verweilen einlädt, aber auch Raum für eigene Gefühle und Gedanken über das Leben lässt, welches hier allerdings stets von Gegensätzen durchzogen ist. Denn wer glaubt, dass es nur um Ruhe und Heiterkeit geht, der irrt. Steins Gitarrenspiel kommt gelegentlich etwas schwermütig aber auch die sanften und mitunter humorvollen Töne, die in den Gedichten von Erxleben angeschlagen werden, sind durchzogen von Nostalgie und Wehmut.

 

Leben und Heiterkeit mischen sich mit Reflexionen über Tod, Erinnerung und Vergänglichkeit. Das lyrische Ich weiß um seine eigene Endlichkeit, findet aber auch wieder Hoffnung und Trost in der Natur, die von längst vergangenen Geschichten erzählt; die Bäume – als großes Leitmotiv des Hörbuchs – überdauern das kurze Leben der Menschen und doch auch sie kehren wieder in den Kreislauf der Natur zurück.

 

So scheint in den Texten stets das Eine in dem Anderen aufzugehen: Helligkeit und Dunkelheit, Kühle und Wärme, Heiterkeit und Trübseligkeit, Lebendigkeit und Tod, Vergangenes und Zukünftiges, gehen eine spannungsreiche und geheimnisvolle, ja klangvolle Verbindung miteinander ein, die die Zuhörer in ihren Bann zieht.

 

Erxlebens Hörbuch ist Lyrik mit allen Sinnen. Ich empfehle es allen Lyrik-, Musik- und Naturfreunden. Dieses so eindrucksvoll gelungene Hörbuch kann auf Eckhard Erxlebens Homepage ab sofort bestellt werden: www.eckhard-erxleben.de